Autofokus – ein geschickter Werbefeldzug

Die perfekte Suggestion haben sich Marketingexperten in Bezug auf das AF-System einfallen lassen. Mit einem Winkelzug erwecken sie bei uns Benutzern eine Vorspiegelung falscher Tatsachen.

Sportfotografen haben sich zu Zeiten der rein manuellen Fokusierung eine Möglichkeit gewünscht, um schneller scharfstellen zu können. Die Drehung am Fokusring erfordert teilweise ein umgreifen mit der Hand. Dies ist zeitaufwendig und hinderlich bei schnellen Motiven. So kam es zur Entwicklung eines Fokus Assistenten. Dieser Assistent ermöglicht über einen motorischen Antrieb eine schnelle automatische Drehung des Fokusrings. Ein Sensor sorgt dabei für die Erfassung des zu fokussierenden Objekts. Das Autofokus-System war geboren. Allerdings nicht in dem Sinne, wie es heute von den meisten Nutzern angesehen wird. Es ist eben kein Autofokus, also ein System was in der Lage ist automatisch auf das gewünschte Objekt scharf zu stellen. Es ist ein Fokus Assistent, welcher eine grobe Vorfokusierung vornimmt, damit der Nutzer nur noch mit einer Feinjustierung das gewünschte Objekt optimal scharf stellen kann. Deshalb besassen die Objektive auch einen sogenannten Quick-Shift, die Möglichkeit trotz AF manuell einzugreifen. Leider haben auch die Objektivhersteller den eigentlichen Sinn des Autofokus-Systems mittlerweile vollkommen vergessen und bieten kaum noch Objektive mit Quick-Shift an. Ein absolutes No Go! Denn es gab nie – es gibt nicht – und es wird auch niemals ein System geben, welches automatisch auf den Punkt scharf stellen kann! Dazu fehlt nämlich ein ganz wesentliches Bauteil, ein Gehirn! Die künstliche Inteligenz wird dieses aber zum Glück wohl niemals erreichen/ersetzen können. Es werden immer entscheidende Faktoren fehlen.

Die AF-Systeme sind in allen Fotoforen eines der am häufigsten diskutierten Themen. Da liest man immer wieder von nicht funktionierenden, zu langsamen, oder ungenauen AF-Systemen. Alles völliger Quatsch! Die AF-Systeme machen genau das, wofür sie vorgesehen sind, beziehungsweise wozu sie in der Lage sind. Nämlich dem Nutzer eine Unterstürzung bei der Fokussierung zu bieten. Im Endeffekt muss immer noch der Fotograf das perfekte Bild machen, denn nur er weiss ganz genau worauf es ihm ankommt.

Das Problem sind also nie die AF-Systeme, sondern die jenigen die hinter der Kamera stehen und diese bedienen!

Wenn das AF-System so angesehen und eingesetzt wird, wie es ursprünglich gedacht war, nämlich lediglich als Assistent, dann klappt es auch mit der Schärfe. In manchen Situationen (z.B. Sport) mögen die AF-Systeme bisweilen schon ganz ansehnliche Ergebnisse liefern, aber man darf eben nie die absolute punktgenaue Schärfe erwarten.

In vielen Situationen, besonders bei der Makrofotografie wird deshalb auch immer eine manuelle Fokussierung empfohlen und angewandt. Erfahrene Fotografen benutzen recht wenig den AF, da sie manuell meistens schneller zum gewünschten Ergebnis kommen. Ein grosses Problem bei den heutigen Digitalkameras sind dabei allerdings die Sucher. Hier fehlen die altbewährten Einstellhilfen, wie Schnittbildentfernungsmesser, oder Mikroprismenring. Die heutigen Sucher sind in den meisten Fällen für ein manuelles Scharfstellen gar nicht mehr zu gebrauchen. Weshalb auch häufig der Ruf nach geeigneten Einstellscheiben laut wird. Auf einem guten Weg in Richtung manueller Einstellhilfen sind die neuesten elektronischen Sucher (EVF). Sie bieten wieder die guten alten Einstellhilfen und mittlerweile ein klares flimmerfreies Sucherbild. Ein guter Weg wieder hin zur bewusten Fotografie und weg von der Knipserei.

Gruss Jürgen

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